Eugen Richter - Bismarcks größter Widersacher
Eine der wichtigsten Verbindungsstraßen zwischen Wehringhausen und der Hestert trägt seinen Namen, ebenso wie der 1911 errichtete Turm neben der Sternwarte: Die Rede ist von Eugen Richter, dem langjährigen Reichstagsabgeordneten des Wahlkreises Hagen-Schwelm.
Von 1874 bis zu seinem Tode im Jahre 1906 hatte er als Vorsitzender der Linksliberalen, die sich ursprünglich Fortschrittspartei, seit 1884 Deutsch-Freisinnige und seit 1893 Freisinnige Volkspartei nannten, gegen die Schutzzollpolitik, gegen jede Beschränkung der Gewerbe und Handelsfreiheit, gegen die Verstaatlichung der Eisenbahnen und aus Prinzipientreue auch gegen die sozialen Reformen gekämpft. Immer mit dem Ziel vor Augen, die Freiheit des Individuums gegenüber einer zu starken Einflußmacht des Staates zu verteidigen.
Eugen Richter war kein gebürtiger Hagener, sondern erblickte 1838 in Düsseldorf das Licht der Welt. Nach einer juristischen und volkswirtschaftlichen Ausbildung schied er freiwillig aus dem Staatsdienst aus, um sich als freier Schriftsteller und Agitator der Fortschrittspartei politisch zu engagieren. Sein profunder Sachverstand in allen finanzpolitischen Fragen ließ ihn sehr bald ein Mandat für den Norddeutschen Reichstag und das preußische Abgeordnetenhaus gewinnen.
1874 schließlich löste Eugen Richter den inzwischen 81j-ährigen Friedrich Harkort als Kandidat der Fortschrittspartei für den Wahlkreis Hagen-Schwelm ab und bejubelte die Wahl zum Reichstagsabgeordneten.
Eugen Richter verband sein großes Redetalent geschickt mit seinem ausgezeichnetem Sachverstand. Seine Budgetreden galten schlechthin als wahre Meisterwerke. Dem einfachen Bürger aber war er mehr durch seine Veröffentlichungen und als Herausgeber der "Freisinnigen Zeitung" bekannt. Und obwohl Eugen Richter ein scharfer Gegner der Sozialdemokratie war, die um die Jahrhundertwende im damaligen Deutschen Reich erheblich an Boden gewann, erfreute sich der Vollblutpolitiker in seinem Wahlkreis einer überaus großen Popularität.
Als sein großer Widersacher galt Otto Fürst von Bismarck. Der Reichskanzler verließ wiederholt die Sitzungen des Parlaments demonstrativ, wenn Eugen Richter das Wort ergriff. Eugen Richter wiederum nahm die Entlassung Bismarcks 1890 zum Anlass, um den Reichskanzler in seiner Zeitung öffentlich für die negative Entwicklung der Innenpolitik verantwortlich zu machen.
Nachdem der langjährige Reichstagsabgeordnete 1906 verstarb, wurde im Jahre 1911 der Turm auf dem Gelände des Harkort-Wäldchens nach ihm benannt. Eugen Richter wurde auf der Bergkuppe oberhalb von Wehringhausen mit einem, wie es im Erinnerungsblatt des Denkmalkomitees heißt, "trotzigen Turm, fest und unerschütterlich wie der Mann, dessen Gedächtnis er geweiht ist", ein Denkmal gesetzt.