(v.l.n.r.) Felix Küttner, Anika Wolff, Ute Ledebur (alle gpaNRW), Oberbürgermeister Erik O. Schulz, Michael Esken (Präsident der gpaNRW) und Rainer Voigt (Vorsitzender Rechnungsprüfungsausschuss). (Foto: Karla Koball/Stadt Hagen)

Potenziale nutzen und Handlungsfähigkeit sichern – gpaNRW stellt Prüfungsergebnisse zur Stadt Hagen

13. Mai 2025 – Die wirtschaftliche, rechtskonforme und zukunftsfähige Aufgabenerledigung der Stadt Hagen bewerten und Verbesserungspotenziale aufzeigen – mit diesem Ziel hat die Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen (gpaNRW) die Stadt Hagen in den vergangenen Monaten überörtlich geprüft. Dabei hat das Prüfungsteam unter der Leitung von Ute Ledebur zentrale Handlungsfelder der Stadtverwaltung intensiv analysiert. Die wesentlichen Ergebnisse wurden am gestrigen Montag, 12. Mai, im Rechnungsprüfungsausschuss der Stadt Hagen vorgestellt.


Die gpaNRW hat die Stadt Hagen im Rahmen der turnusgemäßen Prüfung aller kreisfreien Städte in folgenden Handlungsfeldern geprüft:

• Finanzen

• Mobilitätsmanagement

• Informationstechnik

• Gebäudewirtschaft/Klimaschutz

• Ordnungsbehördliche Bestattungen

• Kommunales Krisenmanagement

• Öffentlicher Gesundheitsdienst

• Hilfe zur Erziehung

• Bauaufsicht


Alle Feststellungen und Empfehlungen der gpaNRW zu den thematischen Handlungsfeldern sind im Prüfungsbericht für die Stadt Hagen zusammengefasst.


Hoher Konsolidierungsbedarf trotz temporärer Haushaltsüberschüsse

„Die Stadt Hagen steht weiterhin vor großen finanziellen Herausforderungen. Trotz einzelner Haushaltsüberschüsse bestehen aufgrund der strukturellen Haushaltslage und der hohen Verschuldung erhebliche Konsolidierungserfordernisse“, stellt Felix Küttner, Finanzprüfer der gpaNRW, fest.


Kritisch bewertet die gpaNRW den geplanten Anstieg der Kreditverbindlichkeiten im investiven Bereich und zur Liquiditätssicherung.


Die investiven Haushaltsansätze werden allerdings nur noch zu einem geringen Anteil umgesetzt. Die Stadt sollte daher künftige Auszahlungen realistischer planen und nur dann veranschlagen, wenn eine tatsächliche Inanspruchnahme zu erwarten ist.


Stärkung der Steuerungspotenziale und Drittmittelstrategie

Positiv vermerkt die gpaNRW die bestehenden Grundlagen im Kreditmanagement sowie die begonnene Optimierung des dezentral organisierten Fördermittelmanagements. Die Einbindung der Fachbereiche in die Akquise und Bewirtschaftung von Fördermitteln sollte weiter gestärkt und durch verbindliche Standards unterstützt werden. Auch bei Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bestehen Weiterentwicklungspotenziale, etwa durch die Festlegung einheitlicher Wertgrenzen.


Digitalisierung bietet Chancen – gute Grundlagen weiter ausbauen

Die Stadt Hagen verfügt über ein solides und leistungsfähiges IT-Betriebsmodell, das wirtschaftliches und ressourcenschonendes Verwaltungshandeln ermöglicht. Auch die IT trägt durch effiziente Strukturen zu einer ökologisch nachhaltigen Verwaltung bei.


Zur weiteren strategischen Stärkung empfiehlt die gpaNRW, die bestehenden Grundlagen durch eine verbindliche IT- und Digitalisierungsstrategie zu ergänzen und auszubauen. Optimierungspotenzial besteht zudem beim verwaltungsweiten Prozessmanagement sowie bei der IT-Sicherheits- und Notfallkonzeption.


Bearbeitungsprozesse optimieren

In der Bauaufsicht bestehen Optimierungsmöglichkeiten beim Digitalisierungsgrad und in der Verfahrensorganisation. Ein durchgängig digitales Antragsverfahren könnte die Bearbeitungszeiten deutlich verkürzen.


Wachsender Unterstützungsbedarf

Die Jugendhilfe verzeichnet steigende Aufwendungen, vor allem durch mehr stationäre Maßnahmen. Vor diesem Hintergrund gewinnen die Refinanzierungsmöglichkeiten an Bedeutung. „Insbesondere angesichts steigender Bedarfe kommt es darauf an, die vorhandenen Ressourcen noch zielgerichteter einzusetzen“, erläutert Ute Ledebur. Zur Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit sollte ein differenziertes Controlling aufgebaut werden. Eine frühzeitigere Einbindung der Wirtschaftlichen Jugendhilfe kann dazu beitragen, Kostenerstattungsansprüche systematischer zu prüfen und die Hilfegewährung effizienter zu gestalten. Zudem empfiehlt die gpaNRW die Einführung einer digitalen Aktenführung.


Verwaltungsprozesse verbessern

Die Zahl ordnungsbehördlicher Bestattungen ist gestiegen. Die Stadt sollte auch hier digitale Lösungen stärker nutzen und prüfungsrelevante Instrumente wie Bußgeldandrohungen gezielt einsetzen.


Strukturen für den Krisenfall ausbauen

Die Stadt Hagen hat ihre Handlungsfähigkeit in früheren Krisen, wie im Hochwasserjahr 2021, unter Beweis gestellt. Um die Resilienz weiter zu stärken, empfiehlt die gpaNRW ergänzende Risikoanalysen, verbindliche Notfallkonzepte und Krisenübungen. „Die organisatorischen Grundlagen sind gelegt. Entscheidend ist nun, die Krisenvorsorge dauerhaft im Verwaltungsalltag zu verankern“, so das Fazit von Anika Wolff, gpa-Prüferin.


Klimaziele erfordern langfristige Investitionsplanung

Die Stadt Hagen verfolgt das Ziel, bis zum Jahr 2040 treibhausgasneutral zu werden. Mit ihrem integrierten Klimaschutzkonzept und Maßnahmen im Gebäudebestand kommt sie ihrer gesetzlichen Vorbildfunktion grundsätzlich nach. Nach Einschätzung der gpaNRW sind jedoch eine langfristige Investitionsplanung sowie ein systematisches Controlling erforderlich, um das Ziel verlässlich zu erreichen.


Öffentlicher Gesundheitsdienst strategisch weiterentwickeln

Das Gesundheitsamt der Stadt Hagen hat durch eine Fachstrategie für den ÖGD den Fokus auf die Gesundheitsförderung und Prävention verstärkt. Aufgrund der Fördermittel aus dem Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst konnte sich die Stadt in ihrem Gesundheitsamt personell verstärken und den Einsatz mobiler Endgeräte sowie neue Kommunikationswege ermöglichen. Die gpaNRW empfiehlt, die strategische Steuerung durch ein gezieltes Controlling und die Erstellung einer digitalen Fachstrategie zu ergänzen.


Mobilitätsmanagement ausbauen

Im Bereich der betrieblichen Mobilität zeigt die Stadt Hagen vielfältige Ansätze, etwa durch E-Bike-Leasing, Fahrzeugpooling oder die Förderung klimafreundlicher Arbeitswege. „Klimafreundliche Mobilität beginnt im Alltag der Verwaltung – sie erfordert klare Steuerungsvorgaben und eine konsequente Umsetzung“, so Anika Wolff.


Oberbürgermeister Erik O. Schulz erklärt zu den Ergebnissen der überörtlichen Prüfung: „Die Prüfung durch die gpaNRW hat uns gezeigt, dass wir in der Verwaltung in den verschiedenen Handlungsfeldern durchaus positive Ansätze vorweisen können und somit auf einem guten Weg sind. Der Bericht hat uns aber auch vor Augen geführt, wo Optimierungspotenzial besteht. Unser Ziel ist es nun daher, die einzelnen Empfehlungen und Handlungsmöglichkeiten schnell aufzugreifen und entsprechend umzusetzen.“


Über die gpaNRW

Die gpaNRW ist Teil der staatlichen Aufsicht des Landes über die Kommunen und wurde im Jahr 2003 gegründet. Sie hat ihren Sitz in Herne. Ihr ist durch Gesetz und Gemeindeordnung die überörtliche Prüfung aller 396 Kommunen, der 30 Kreise sowie der Städteregion Aachen, der beiden Landschaftsverbände und des Regionalverbandes Ruhr (RVR) übertragen. Präsident der gpaNRW ist seit dem 15. September 2023 Bürgermeister a.D. Michael Esken.


Die ausführlichen Prüfungsberichte mit allen Handlungsfeldern und Empfehlungen veröffentlicht die gpaNRW unter www.gpa.nrw.de.