In Folge des Angriffes stürzte die große Straßenbrücke am „Schipkapass“ ein. (Foto: Stadtarchiv Hagen)

Hagener Stadtarchiv lädt zu Vortrag über den ersten großen Luftangriff auf Hagen

9. Oktober 2023 – Zu einem Vortrag über den ersten Luftangriff auf Hagen vor rund 80 Jahren lädt das Hagener Stadtarchiv alle geschichtsinteressierten Hagenerinnen und Hagener am Dienstag, 17. Oktober, ab 17.30 Uhr in das Auditorium der Sparkasse an Volme und Ruhr ein.


In der Nachkriegszeit und während des Wiederaufbaus zählte die Stadt Hagen zu den „Trümmermetropolen“ in Deutschland. Die Hagener Innenstadt lag im Frühjahr 1945 zu 90 Prozent in Schutt und Trümmern, auch in den angrenzenden Vororten beherrschten Ruinen das Erscheinungsbild. Sechs größere alliierte Luftangriffe – darunter drei „Flächenangriffe“ des Bomber Command der britischen Royal Air Force, die für umfangreiche Zerstörungen und hohe Verluste unter der Stadtbevölkerung verantwortlich waren – hatten zwischen Oktober 1943 und März 1945 die Stadt getroffen.


Angriff mit mehr als 250 Maschinen

Ihren Anfang nahm die Zerstörung Hagens in der Nacht des 1. auf den 2. Oktober 1943. Das Hauptquartier des Bomber Command in High Wycombe entschied im Tagesverlauf des 1. Oktobers zwischen zwei vorbereiteten Angriffsoperationen: Bei günstigem Flugwetter in der folgenden Nacht sollte die unter dem Decknamen „Barbel“ firmierende württembergische Gauhauptstadt Stuttgart das Hauptziel sein und von über 600 Maschinen bombardiert werden. Als Alternativziel „Area II“ – für den Fall, dass sich die Wetterbedingungen auf der Flugroute und über Stuttgart nicht optimal zeigten – war die Stadt Hagen ausgewählt worden. Bis etwa 16 Uhr wechselten sich in den Angriffsbefehlen Stuttgart und Hagen mehrere Male ab, bevor die endgültige Zielauswahl auf Hagen, das den Decknamen „Rainbow“ trug, fiel. 240 viermotorige „Lancasters“ und zwölf zweimotorige „Mosquitos“ – deutlich weniger Maschinen als gegen Stuttgart geplant – starteten am Abend des 1. Oktobers 1943 gegen Hagen. Nach ihrer Rückkehr von dieser Mission gaben 229 Bomberbesatzungen an, zwischen 22 und 22.12 Uhr das Stadtgebiet mit rund 1.200 Tonnen Spreng- und Brandmunition bombardiert zu haben. Am 4. Oktober 1943 aufgenommene Aufklärungsfotos zeigten große Schäden in der Hagener Innenstadt, den angrenzenden Stadtteilen sowie an Eisenbahn- und Industrieanlagen.


Unternehmen und Infrastruktur im Visier

Der erste schwere Luftangriff auf Hagen 1943 führte zu umfangreichen Zerstörungen im Gebiet der Mittelstadt, im Bahnhofsviertel sowie in Wehringhausen und Altenhagen. Über 260 Menschen fanden bei dem Bombardement den Tod. Eine Schadenskartierung und Feststellung von Bombeneinschlägen durch die Hagener Luftschutzleitung belegt, dass trotz der beim Angriff dichten Bevölkerung über der Stadt ein großer Teil der Abwurfmunition die bebaute Stadtfläche getroffen hatte. Unter den beschädigten Rüstungsunternehmen befanden sich die Accumulatoren Fabrik AG, die unter anderem Batterien für U-Boote, Torpedos und das angelaufene Fernraketen-Programm lieferte, sowie die beiden wichtigen Luftwaffen-Zulieferer Ruberg & Renner und Felix Ruberg. Zudem stürzte die große Straßenbrücke am „Schipkapass“ ein und die Güterabfertigung in Altenhagen wurde zerstört.


Im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung stellen Dr. Ralf Blank, Andreas Korthals und Jennifer Schmalenbach vom Hagener Stadtarchiv den Luftangriff sowie seine Vorbereitungen und Auswirkungen anhand von zahlreichen, bislang noch nicht veröffentlichten und in einen Zusammenhang eingeordneten Fotografien vor. Darüber hinaus präsentieren sie neue Forschungsergebnisse, die nach einer Recherche in deutschen und britischen Archiven gewonnen werden konnten. Unter diesen befindet sich auch eine Serie von britischen Aufklärungsfotos vom 4. Oktober 1943, die das Stadtarchiv Hagen mithilfe einer Spende der Sparkasse an Volme und Ruhr sowie des Archiv- und Museumsvereins Geschichtsfreunde Hagen e.V. erhalten hat.